HÖHLEN IN ÖSTERREICH
Seit Menschengedenken stehen Höhlen in unserem Interesse. Sei es als Unterschlupf unserer frühen Vorfahren, als Kultstätten oder als Quell sauberen Wassers. Heute sind Höhlenforscher in aller Welt in Verbänden,Vereinen aber auch an Museen und Universitäten, organisiert um ihrer Passion nachzugehen. Geologen machen sich auf dem Weg durch die Schichtungen des Gesteines und gewinnen z.B durch Sinterdatierungen wertvolle Erkenntnisse über das Klima vergangener Zeiten. Paläontologen stoßen auf rare Fossilien und Knochen ausgestorbener Faunen. Archäologen haben in den Eingangsbereichen von Höhlen die ältesten Hinterlassenschaften unserer Art gefunden. Biologen entdecken bisher unbekannte Tiere. Menschen aus verschiedensten Berufssparten widmen ihre Freizeit der Höhlenforschung.Viele von ihnen sind Autodidakten, welche sich sowohl auf dem Gebiet der Befahrungstechnik als auch in den Wissenschaftlichen Disziplinen einen Namen gemacht haben.

Der Antrieb für die gelegentlich sehr anstrengenden Forschungstouren ist das Abenteuer und die Freude neues zu entdecken.

Der im Saalachtal , neben der Bundesstraße nach Leogang gelegene Lamprechtsofen ist neben der Eisriesenwelt das wohl bekannteste Höhlenobjekt Salzburgs. Als einstmals tiefste Höhle der Welt und heute immer noch tiefste Durchgangshöhle der Welt, ging er in die Geschichte der Höhlenforschung ein. Die Höhendifferenz zwischen oberem Eingang bis zum unteren Austritt beträgt über 1600 m. Der spektakuläre Durchstieg vom Verlorenenwegschacht zum Lamprechtsofen gelang einer Expedition aus Salzburger und Krakauer Forschern im Jahre 1992.

Die Eingangsteile im Tal sind als Schauhöhle ausgebaut und stehen auch Besuchern ohne spezielle Vorkenntnisse offen. Befahrungen der hinteren Teile sind genehmigungspflichtig oder können unter Aufsicht eines lizensierten Höhlenführers stattfinden.

Lamprechtsofen, Bockseetürchen

Neben den wenigen ganz großen Höhlensystemen gibt es hunderte kleinerer Objekte deren Besonderheiten nicht minder bemerkenswert sind. Der Charakter einer jeden Höhle ist einzigartig und erzählt die Geschichte der geologischen Zeitalter in denen sie entstand.

Viele der Systeme sind noch heute aktiv. Bäche strömen durch die Gänge,durch Siphone und Verstürze, tosen als Wasserfälle über Kaskaden ausgeschliffenen Gesteins hinab, dem Ausgang entgegen.

In Neoprenanzügen, kletternd, schwimmend und tauchend lassen sich diese Wasserhöhlen erkunden. Die Wassertemperaturen liegen in talnahen Quellen zwischen 5 und 6°C. Vor allem die stets mit Wasser erfüllten Teile und deren Hinterland sind selten erforscht.

'' Ein beeindruckender Wasserfall tost in die Tiefe, der seinen Anfang viele Höhenmeter oberhalb im steilen Gelände findet. Wir sind ausgezogen, um den geheimnisvollen Ursprung zu erkunden. 200 m Seil, Steigzeug und eine Tauchausrüstung werden auf zwei Personen aufgeteilt. Packeseln gleich quälen wir uns 200 Höhenmeter bergan um uns von oben wieder 200 m in das Objekt der Begierde abzuseilen. Es soll sich dort, so wissen wir aus früheren Berichten, ein gigantischer Höhlensee befinden. Oben angekommen klimmen und rutschen wir auf dem Hintern hinab bis zu einer Kante wo das Seil inseriert wird. Das Dengeln der Tauchflaschen begleitet unseren holprigen Weg am Seil hinab. Gestein poltert in einer Steinschlagrinne an uns vorbei. Die Sonne brütet. Eine weitere Kante. Die Vegetation öffnet den Blick ins Tal. Unter uns das Rauschen der Quelle. Senkrecht pendeln wir uns in das Portal ein. Eine hohe Spalte nimmt uns in sich auf und führt uns nach wenigen Metern in eine große Halle an deren Grund eine Wasserfläche glitzert. Wir sind begeistert. Glitschige Lehmhalden gestalten den Abstieg mit Tauchausrüstung allerdings nicht angenehm. Mein Partner rutscht erbärmlich verschmiert ins Wasser um dann in die Tiefe zu entschwinden, deren strahlendes Blau sich in ein trübes Braun gewandelt hat...."

Leider wurde auf dieser aufwändigen Expedition festgestellt, daß der See in einer unbefahrbaren Spalte endet, welche von Blockwerk verlegt ist. Die Mühe des Höhlenforschers wird selten mit einem Vorstoss in wahrhaft bedeutende Fortsetzungen belohnt, aber seine Hartnäckigkeit lässt ihn nicht ruhen.

Fahrtenbericht Fürstenbrunner Quellhöhle

Gesamtlänge: 2200m, Dachsteinkalk

Siehe auch Salzburger Höhlenbuch I Seite 108, Salzburger Höhlenbuch VI Seite 36, Vereinsmitteilungen des LfHK Salzburg Ausgabe 1 von 1978 Seiten 11-14, Atlantis Ausgabe 1 von 1978 Seiten 21-30 und Ausgabe 1- 2 von 2003, Seiten 14- 15.

Um neun Uhr morgens treffen wir am Parkplatz vor dem Museum in Fürstenbrunn ein. Es ist bitter kalt und wir beeilen uns in die warmen Unterzieher zu kommen. Dann geht es hinauf, vorbei am Wasserschloss bis zum Eingang, der mit einem schweren Eisentürchen verschlossen ist. Wir haben eine Sondergenehmigung für die Befahrung der für die Salzburger Trinkwasserversorgung genutzten Quellhöhle. Mit Hilfe des Schlüssels gelingt es uns, ins Innere vorzudringen.
Nach ein paar Metern auf dem Bauch rutschend gelangt man bereits in die erste hübsche Kammer mit Sinterschmuck. An der Decke glitzern goldene Perlen aus Kondenswasser. Zunächst robben wir durch lehmige Schlüfe- hier wurde der Gang 1976 aufgegraben um in die unteren Höhlenteile zu gelangen.
In einem etwas größeren Raum nach der ersten Engstelle hängt eine kleine Hufeisennase (Rhinolophus hipposideros) wie eine Pflaume von der Decke. Wir steigen weiter ab, bis wir die aktiven Teile erreicht haben. In der ersten großen Halle finden wir einen etwa 1 cm langen Tausendfüsser (Myriopoda). Es geht weiter bis zum Kesselsiphon. Ich werfe einen Blick in das klare Wasser - und potz tausend! Zwei Niphargus Krebse tummeln sich im flachen Wasser ! Ich nehme die Tierchen für weitere Untersuchungen mit. Während dieser Tierbändigung fallen meine Blicke auf ein Stückchen glänzenden Edelstahldraht, der am Felsen befestigt ist: Ein Relikt aus den 70er Jahren! Es handelt sich um ein Stück Führungsdraht des legendären Höhlentauchers Jochen Hasenmayer, welcher hier am 22.10.1977 eine spektakuläre Befahrung tätigte. Sein Bericht wurde in der Atlantis (Ausgabe 1 von 1978, Seiten 21-30) veröffentlicht. Mein Taucher- und Biologenherz schlägt höher und meine Kameraden haben Mühe mich von diesem Ort zu trennen.
Nun begeben wir uns stromabwärts in die Schwarze Klamm. Das Spreizen mehrere Meter über dem Wasser sorgt für etwas beklommene Gesichter, obwohl das Ganze eigentlich ganz nett anzusehen ist. Wir gelangen in eine Halle, welche nach oben weiter in ein wunderbares Sinter-Land führt, in den Fledermausgang. Hier fühlen wir uns an den reichen Schmuck Slovenischer Höhlen erinnert und staunen, dass es so etwas schönes auch vor unserer Haustür zu bewundern gibt.
Kleine Sinterbecken in großen Kaskaden aus Tropfstein und schneeweißen Überzügen. Wir sind beeindruckt. Auf dem Rückweg reißt uns das Forscherteam aus unseren blütenweißen Träumen: Zwei gänzlich verkrustete Gestalten in grauenhaft schmierigem Braun treten uns gegenüber. Die Schönheit der unteren Räume scheint sich nicht unbedingt in die oberen Etagen fortzusetzen.
Im riesigen Hauptgang legen wir noch ein kleines Päuschen ein. Ich sammele noch zwei Fledermausschädel und entdecke eine zweite kleine Hufeisennase. Als die Sonne untergeht kriechen wir aus unserem Loch und bewundern das Abendrot hinter dem Hohenstaufen. Es war eine tolle Tour in eine der schönsten Höhlen, die ich bis jetzt besuchen durfte.

Fürstenbrunner Quellhöhle

Fürstenbrunner Quellhöhle

Leider kam und kommt es in Höhlen immer wieder zu dramatischen Unfällen, welche in der Öffentlichkeit für ein negatives Immage des Höhlenforschers als waghalsigen Draufgänger sorgen. Vorallem die Höhlentaucherei ist häufig in die Schlagzeilen geraten. Es ist an uns Höhlentauchern daran etwas zu ändern. Wissen über den Sinn unserer Tätigkeit zu vermitteln gehört genauso dazu wie selber stetig zu lernen.

Höhlentauchunfälle in Österreich, Stand 2004

12.4.1975 Tödlicher Tauchunfall im Scheukofen bei Werfen, Salzburg. Der Scheukofen ist durch einen 45 min Anstieg im steilen Gelände zu erreichen. Der 45 m lange und wenige Meter tiefe Siphon liegt 300m vom Eingang im Höhleninneren. Das eine Opfer war ein 27 jähriger Österreicher, welcher über mäßige Taucherfahrung, aber gute Höhlenkenntnisse verfügte. Das andere Opfer, ein ebenfalls heimischer Forscher, war ein guter Taucher, aber ein weniger erfahrener Höhlengeher. Beide verunglückten auf dem Rückweg aus dem Hinterland. Die Leine hatte sich im Fels verlegt und führte die Männer bei extrem schlechter Sicht in eine unpassierbare Spalte. Einer der beiden verhängte sich zudem in die Leine, weshalb ein Rückzug nicht möglich war. Sein Partner versuchte ihn wohl bis zum letzten Atemzug zu befreien, um dann selber zu ertrinken. Die Leichen wurden durch Abpumpen des Siphons geborgen.

15.4.1984 Tödlicher Tauchunfall in der Steinbachquelle bei Hollenstein, Niederösterreich. Die beiden 20 und 21 Jahre alten Studenten aus Wien verfügten über mäßige Taucherfahrung und keine Höhlenpraxis. Einer der Toten wurde in einer Entfernung von 85m vom Eingang in einer Tiefe von 15m gefunden. Sein Partner konnte erst Tage später hinter einer Engstelle in 35m Tiefe, 150m vom Eingang entdeckt werden. Seine Gasvorräte waren gänzlich verbraucht. Strömung, Trübung durch Schmelzwasser und schlechte Leinenführung dürften zu dem Unfall beigetragen haben.

10.10.1987 Tödlicher Tauchunfall im Piessling- Ursprung bei Roßleithen, Oberösterreich. Der große Quelltopf des Piessling- Ursprunges ist über einen Wanderweg bequem erreichbar. Es handelt sich um eine der größten Karstquellen Österreichs. Der groß dimensionierte Eingangsteil mündet in 52m Tiefe in ein enges Knie, nach dem es wieder auf -40m hinauf geht. Der weiterführende Gang senkt sich steil hinab bis auf eine Tiefe von mehr als 80m. Die 28 Jahre alte Taucherin und Höhlenforscherin aus Österreich befand sich in Begleitung eines ebenfalls sehr erfahrenen Partners. Die Frau dürfte hinter dem Knie in über 40m Wassertiefe unter Einfluss der Stickstoff- Narkose die Orientierung verloren haben. Sie tauchte immer weiter in die Höhle hinein. Ob die Leine markiert war geht aus dem Bericht nicht hervor. Der Partner war aufgrund der schlechten Sicht nicht in der Lage sie aufzuhalten. Ihre Leiche wurde erst 6 Jahre später hinaus geschwemmt.

11.10.1987 Tödlicher Tauchunfall im Piessling- Ursprung bei Rossleithen, Oberösterreich. Auf der Suche nach einer seit dem Vortag vermissten Taucherin begaben sich ein 24 Jähriger Gendarmeriebeamter (Höhlenrettungs- und Feuerwehrtaucher) und sein Partner in den Quelltopf, welcher in -52m in ein enges Knie mündet, hinter dem die Tote vermutet wurde. Beide Taucher drangen bis hinter das Knie, bis in eine Tiefe von über 60m vor. Auf dem Rückweg verwickelte sich der Gendarmeriebeamte in die Leine, welche nicht ordnungsgemäß aufgewickelt war. Bei sehr schlechter Sicht war es dem Partner nicht möglich das Opfer zu befreien. Beim unkontrollierten Aufstieg verhedderte sich dieser ebenfalls, konnte aber die Oberfläche lebend erreichen. Ein weiterer Taucher erlitt einen Dekompressionsunfall als er versuchte den Toten aus 35m Tiefe zu bergen. Die Suche nach der vermissten Taucherin endete erfolglos mit zwei Dekompressionsunfällen und einem Todesfall unter den Einsatzkräften.

16.5.1993 Tödlicher Tauchunfall im "Kessel" bei Hallstatt, Oberösterreich. Der "Kessel" am Ufer des Hallstättersees ist wegen seiner guten Erreichbarkeit, direkt neben der Straße ein beliebtes Ziel von sportlich motivierten Höhlentauchern, welche zumeist im seichten ersten Siphon bleiben, der 50m lang ist. Hinter diesem Siphon führt ein trockenes, enges Gangstück, der "Canyon" in den eigentlichen Kessel-Siphon, welcher schachtartig auf eine maximale Tiefe von 65m hinab führt. Die beiden 23 und 25 Jahre alten Studenten aus Österreich verfügten über keine Höhlenerfahrung und mit 13 bzw. 49 Tauchgängen auch kaum über Tauchpraxis. Es gelang ihnen durch den Canyon in den Kesselsiphon vorzudringen und dort eine Tiefe von 46m aufzusuchen. Hier wurde der jüngere Taucher später tot aufgefunden. Sein Luftvorrat war nicht ausgeschöpft. Er dürfte im Tiefenrausch die Orientierung verloren haben und in Panik geraten sein. Die Leiche des Tauchers, welcher etwas mehr Tauchgänge vorzuweisen hatte, wurde in 8m Tiefe unter der Decke gefunden, wo er sich offenbar bei schlechter Sicht und ohne Leine verirrt hatte.

Cave diving accidents in Austria, state 2002

12.4.1975 Fatal diving accident in the Scheukofen near Werfen, Salzburg. The Scheukofen can be reached within a 45 min ascent through steep terrain. The 45 m long and few meters deep siphon is located 300 ms from the entrance inside the cave. One victim was a 27-year-old Austrian displaying only moderate diving experience, but good caving skills. The other victim was a good diver, but a less experienced caver. Both had an accident on the way back from the dry extensions beyond the siphon. The line had gotten off the belay point of the main route and led the two divers into a tight restriction due to the extremely bad visibility. Moreover, one of the two divers got entangled in the line and therefore a retreat was not possible. His partner tried to free him to the last gasp. The corpses were rescued by removing the sump water using a big motor driven pump.

15.4.1984 Fatal diving accident in the Steinbach source near Hollenstein, Lower Austria. Both 20 and 21-year-old students from Vienna were relatively unexperienced divers and had no cave practice. One of the dead divers was found at a distance of 85 m from the entrance at a depth of 15 m. His buddy was discovered beyond a restriction at a depth of -35m and about 150 m from the entrance. His gas supplies were completely exhausted. Strong current, turbidity by melted snow and bad line belays might have contributed to the accident.

10.10.1987 Fatal diving accident in the Piessling-origin, Roßleithen, Upper Austria. The big source pot of the Piessling-origin is comfortably attainable via a footpath. It is one of the biggest karst sources of Austria. The largely dimensioned entrance part leads at - 52m into a close elbow after which it rises to - 40m of depth. The continuing passage drops steeply down to a depth of more than 80 m. The 28-year-old female diver and cave explorer from Austria was accompanied by an also very experienced male buddy. Under influence of nitrogen narcosis the woman might have lost the orientation beyond the elbow at a depth in excess of 40m. She obviously proceeded further upstream. Whether the line markers were correct does not come out from the report. The buddy was not able to prevent her from diving into the wrong direction because of the bad visibility. Her corpse was washed out 6 years later.

11.10.1987 Fatal diving accident in the Piessling-origin with Rossleithen, Upper Austria. In search of the above diver missed since the day before a 24 year-old rural police employee (caves rescue and fire brigade diver) and his partner entered the sump pool of the cave. At a depth of -52m they passed the sump elbow beyond which the dead diver was supposed to be. Both divers carried on until they reached a depth in excess of 60 m. On the way back the rural police employee got tangled in the line which was not belayed properly. With very bad visibility it was not possible to free the victim. During the uncontrolled ascent his partner got caught in the line as well, but however could reach the surface alive. During the recovery of the corpse from a depth of - 35m another diver suffered a decompression accident. The search for the missed diver ended tragically with two decompression accidents and a rescue diver fatality.

16.5.1993 Fatal diving accident in the Kessel near Hallstatt, Upper Austria. Due to its excellent accessibility via a nearby road on the shore of lake Hallstatt, the Kessel has become a prime dive site for recreationally oriented cave divers. Most of them limit their visit to the shallow first sump which is only 50 m long. Beyond this sump a dry and tight passage, the "Canyon", leads into the main Kessel-Siphon which consists of a huge vertical shaft reaching a maximum depth of 65 m. The 23 -year-old as well as the 25-year-old student from Austria had no cave experience at all and with 13 and 49 dives only limited open water diving practice. They succeeded in reaching the Kessel- Siphon via the "Canyon" and in diving to a depth of 46 m. Later the corpse of the younger diver was found at this place. His air supply was not exhausted. He might have lost the orientation in the rapture of the deep and panicked. The corpse of the slightly more experienced diver was found at a depth of -8m under the ceiling where he evidently got lost due to bad visibility and without line.