HÖHLENFAUNA

In den Eingängen unserer Höhlen überwintern die Zackeneule (Scoliopteryx libatrix, Bild) und der Höhlenspanner (Triphosa dubitata). Sie sind Wintergäste und keine Echten Höhlentiere. Sie finden hier Schutz vor dem Frost. Im Frühling fliegen sie aus um sich andernorts fortzupflanzen. Auch Spinnen (z.B. Meta menardi) welche in den Eingangs-bereichen unserer Höhlen hausen und sich dort fortpflanzen, finden hier optimale Lebensbedingungen: Hohe Luftfeuchtigkeit und ausgeglichene Temperaturen. Trotzdem sind auch diese keine echten Höhlentiere, da sie die gänzlich lichtlosen Tiefen der Höhle nicht besiedeln.

Dieser kleine Sardische Salamander (Speleoomantes supramontis) lebt bevorzugt in Höhlen, da er hier vor der Gluthitze des kahlen Karstplataus geschützt ist.

Bemerkenswert ist, daß er keine Lunge besitzt und ausschließlich über seine feuchte Haut atmet. Seine Beute fängt er wie ein Chamaeleon mit einer langen Schleuderzunge.

Tief im Inneren unserer Höhlen, wo totale Dunkelheit herrscht, ist keine Primärproduktion durch Photosynthese möglich. Alles Leben ist auf den Nährstoffeintrag von außen angewiesen. So finden wir Tiere nur dort wo Fledermäuse ihren Kot hinterlassen oder organisches Material Eingeschwemmt wurde. Auch vom Menschen eingebrachtes Holz kann als Substrat für winzige, oft nur unter dem Mikroskop sichtbare Tiere dienen. Die abgebildeten Kleinstlebewesen wurden in 30 Jahre alten Einbauten der Lamprechtsofenhöhle bei Lofer gefunden.

Ein Rädertier und ein Nematode aus dem Lamprechtsofen

Echte Höhlentiere verbringen ihren gesamten Lebenszyklus in der Tiefe der Höhle. Sie zeichnen sich durch Pigment- und Augenlosigkeit aus. Sie besitzen einen ausgeprägten Tast- und Geruchssinn. Ihr Stoffwechsel verläuft langsam und sie werden oft wesentlich älter als ihre oberirdischen Verwandten. Ein typischer Vertreter der echten Höhlentiere ist der bei uns in zahlreichen Arten vorkommende Höhlenflohkrebs der Gattung Niphargus. Er ist in wassererfüllten Höhlenteilen und anderen Grundwasseraquiferen nicht selten. Das abgebildete Tier hat eine Höhlenassel der Gattung Proasellus erbeutet, die es nun verspeist.

Tiere der unterirdischen Gewässer nennt man Stygobionten.

Asseln (Isopoda) sind sehr urtümliche Gliedertiere, welche beinahe alle Lebensräume dieser Welt besiedeln: Die Meere, das Süßwasser, das Land und sogar die Wüsten.

In Höhlen sind sie in einer großen Formenvielfalt rund um den Erdball vertreten.

Diese Asseln der Gattung Caecosphaeroma wurden von Ulrich Meyer und Stefan Schiemann in einer Wasserhöhle im Französischen Jura gefunden.

Sphaeromides raymondi, eine Assel welche ebenfalls in Französischen Wasserhöhlen, vorallem im Gebiet der Ardèche vorkommt.

Im August 2002 konnte sie auch in der Émergence du Ressel im Lot nachgewiesen werden. Ob sie dort ursprünglich vorkam, oder durch Taucher eingeschleppt wurde, ist unklar.

Im Jahr 2002 entdeckte Michael Kühn diese pigmentlose Assel in der Sardischen Grotta della Utopia. Das submers lebende Tier gehört zu der Unterordnung der Oniscidea und ist daher mit den Landasseln verwandt. 2005 wurde die Assel durch Dr. Schmalfuss (Museum für Naturkunde Rosenstein, Stuttgart) unter dem Namen Utopioniscus kuehni beschrieben. Es handelt sich nicht nur um eine neue Art, sondern sogar um eine neue Gattung!

Schmalfuss H., 2005. Utopioniscus kuehni n.gen.,n.sp. (Isopoda: Oniscidea: Synocheta) from submarine caves in Sardinia. Stuttgarter Beitr. Naturk., Ser. A, Nr. 677, Stuttgart

Die zu den Spinnentieren (Klasse Arachnida) gehörende Ordnung der Pseudoscorpiones umfasst weltweit über 2000 Arten, welche alle erdenklichen Biotope besiedeln. Aufgrund ihrer großen "Scheren" (Pedipalpen) möchte man sie zunächst für eine Miniaturausgabe der echten Scorpione halten. Im Gegensatz zu ihren großen Verwandten fehlt den 1- 7 mm messenden Tieren jedoch das schwanzartige Postabdomen mit dem endständigen Giftstachel. Trotzdem gehen sie einer räuberischen Lebensweise nach. Viele Arten besitzen Giftdrüsen in ihren Palpenfingern. Die Beute wird im Wesentlichen durch winzige Erschütterungen der Luft geortet, welche mit feinsten Tasthaaren (Trichobothrien) wahrgenommen werden. Dies ist eine Eigenschaft, welche den Tieren auch eine Orientierung in totaler Dunkelheit erlaubt und sie für das Leben in Höhlen prädestiniert. Einer von weltweit vielen troglobionten Pseudoscorpionen ist Neobisium aueri. Das bisher festgestellte Verbreitungsgebiet dieser Art umfasst weniger

als 500 km² und beschränkt sich auf das Tote Gebirge. Man vermutet, dass es sich bei Neobisium aueri um ein Relikt aus der Tertiärzeit handelt, das in den Tiefen der Kluftsysteme die Vergletscherung während der Eiszeit überstand. Man spricht von Relikt Endemismus.